London Macabre: Fantasy, Horror, Steampunk (German Edition) by Savile Steven

London Macabre: Fantasy, Horror, Steampunk (German Edition) by Savile Steven

Autor:Savile, Steven [Savile, Steven]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Voodoo Press
veröffentlicht: 2014-10-14T22:00:00+00:00


– ZWÖLF –

»Kommt hinter mich, Mädchen!«, rief der Mann mit dem gebrochenen Schwert. Seine Stimme trug sich kaum über den Heidenlärm hinweg, der durch das Geflatter und die berstenden Scheiben entstand. Sie hörte ohnehin nicht recht. Alles klang dumpf, abgeschwächt fast bis zu vollkommener Stille und langgezogen, als schwappe Melasse in ihrem Schädel.

Als Emily herumfuhr – der Boden unter ihr drehte sich –, sah sie, wie sich der Wolf auf dem Pflaster neben ihr wand, und dann den Bronzelöwen. Sie erinnerte sich, wie er auf dem Trafalgar Square zum Leben erwacht und ihr gefolgt war, doch alles Weitere hatte sie vergessen. Sie wusste nicht, wo sie sich befand, nur dass sie auf allen vieren kauerte und sich fühlte, als habe man ihr tausend winzige Eiszapfen durch den Kopf ins Gehirn gerammt.

Sie zitterte heftig am ganzen Leib.

Nachdem sie einige Zentimeter weit gekrochen war, hielt sie wieder inne, ließ den Kopf hängen und würgte. Ihr Magen rebellierte, doch sie erbrach nichts weiter als kalte Galle.

Diese klebte noch an ihren Lippen, als sie aufschaute.

Die Welt um sie herum weinte.

Emily benötigte einen längeren Moment, um zu begreifen, dass es sich bei den Tränen bloß um die Eisschicht handelte, die vor ihren Augen schmolz und alles eintrübte.

Der Mann rief abermals und fuchtelte leidlich bedrohlich mit der Waffe herum. In der anderen Hand hielt er etwas, das eine Pistole zu sein schien, auch wenn sie ein solches Modell noch nie gesehen hatte und zielte damit aufs Gesicht eines anderen Mannes. Dann bemerkte sie Eis zu ihren Füßen, das sich von dort aus wie eine instabile Bogenbrücke bis an den Rücken des zweiten Mannes erstreckte, wo es bereits weite Teile des Rückgrats bedeckte und sich sekündlich weiter ausbreitete beziehungsweise dicker wurde. Währenddessen sprangen die feinen Risse darin weiter auf, jedoch ohne den Eispanzer zu schwächen. Er wirkte wie eine zweite Haut.

Sie konnte das Gesicht des Eingeschlossenen nicht sehen.

Musste sie auch nicht.

Sie wusste, er würde zwei haben. Sein wahres, mit dem er geboren worden war, und das neue aus Eis.

Woher sie dies wusste, hätte sie nicht sagen können, aber so war es.

Sie wusste es.

»Los, Mädchen«, drängte der Bewaffnete und brach damit den Bann der Gedanken, in die sie genauso vertieft war wie in das Eis, das ihre Füße umschloss. Nun schlug sie um sich, trat aus und wehrte sich gegen ihre letzten Hemmnisse, bis sie frei war. Dann schleppte sie sich die verbliebenen Meter über den nassen Boden hinter ihn und duckte sich.

»Wie rührend«, sprach der Mann, der ihren Rücken zugekehrt hatte, doch seine Stimme klang ganz und gar nicht männlich. Sie schwankte eisig, triefte vor Gemeinheit und gehörte definitiv einer Frau. »Wir wissen aber doch beide, dass Ihr jetzt nur noch große Töne spuckt. Euer Spielzeug ist genauso dahin wie Euer Schwert. All Eure Ehrenwerten Ritter haben das Weite gesucht, aber läuft es denn nicht immer so? Nur das Fußvolk bleibt treu – die Tragik der Unterschicht, nicht wahr? Sagt, glaubt Ihr ernsthaft, Euch verteidigen zu können, geschweige denn das Mädchen? Die Erde bebt unter Vater London,



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